Dezember 2018
August 2018
Wo i wohn
En so ma alte Fachwerkhaus
wie des, en dem i wohn,
heersch jedn Dappr, der wer duad;
koi Sau kennt do Pardon.
Dia jonge Frau mit Schtecklschuah
em Schtockwerk übr mir,
dia tackert fascht dr ganze Obed
rom on nom ond kreiz ond quer.
Manchmol goht des trippl trappl
d Nach durch, bis i nemme ka.
Macht dia Schtepptanz, odr was?
Dia bleede Kuah braucht doch an Ma!
I denk, dia hot bloß Langeweil,
isch sexuell net austariert.
An Kerl, denk i, wär do net schlecht,
der sia zu andrm Zeigs vrführt!
A knappe Schtond wär dann was los,
von mir aus ao a quietschigs Bett.
Drnoch, wahrscheinlich, d Nacht lang
schtill,
en dera i koi Schtörong hätt.
Seit Neischdem hot se jetzt an Freind,
i glaub, dia wellat viele Kendr.
Übet tapftr jede Nacht.
Dia Schtecklschuah warn do dezentr ...
November 2018
A
Schdoile uff am Wegle
Em
Blick han i den näche Wald
die
Sonne hentr mir em Kreiz
a
Wendle blost von vorne her
die
Wolke iiberflieget mi
I
guck mol na uff meine Fiaß
dia
dabbet grad fascht äbbes hee
ond
inschtinktiv lupf i oin a
do
krabbelt so an Käfer rom
I
dreh me om ond guck mol zrück
ond
schtolper fascht en Grabe nei
dem
Käfer isch des grad egal
er
wuhlt sich durch durchs hohe Gras
A
bissle weiter liegt an Schdoi
den
kick i mit de Joggingschue
a
Weile vor mir her
bis
er sich ao em Gras verschteckt
Die
ganze Zeit denk i mir negs
dr
Wald isch fascht ganz nah
mein
Schatte vor mir dehnt sich lang
glei
dreh i wieder om
An
Schluck aus meire Wasserflasch
gschwend
oogschickt aus m Rucksack gholt
dann
hoimwärts, d Sonne blendet scho
dr
Rückweg isch jetzt schtolpfrei
ond
zwoi Schtond ältr isch die Welt
mei
Tag goht no a weng
ond
irgendwo regt sich wer uff
mir
isch des grad egal
August 2018
Die Stille,
verneinende Ruhe aller
Laute,
leer und offen,
umgibt mich von außen;
sie scheint wie tot
im Klang der Gewohnheiten,
als warte sie auf Leben.
Wie Schnee über blühenden
Wiesen,
als verberge ein mächtiger
Zensor
Nuancen, Facetten und
Vielfalt
unter seiner Tarnkappe.
In mir sind alle Töne,
die vergleichend nichts in
der Stille finden.
Erst so fällt sie mir
auf,
als etwas anderes.
Denn mein Hirn
hintergründelt sogar jetzt,
wo es die Stille nach
innen lässt.
Eine stetige Unruhe,
eine Geschäftigkeit,
unabänderlich,
solange innen nicht gleich
außen ist.
Nichts lässt sich über
die Stille legen,
damit sie mich leert und
öffnet,
damit ich die Farben unter
dem Lärm erkenne.
*
März
2018
Ich
scheiß auf die Krone der Schöpfung
(Ich,
das Bakterium)
Aus
Meeresschluchten komme ich hierher.
Die
Tiefenluft hat mir sehr gut getan.
Kein
Sauerstoff, nur Schwefel und Butan.
Ich
kacke dafür flach gepressten Teer.
Äonen habe ich damit verbracht,
mich
überhaupt nicht weiterzuentwickeln.
Ich
mag nicht dieses Genzusammenfrickeln,
denn
schon zu Anfang war ich gut gemacht.
Doch jetzt beginnt die nächste Episode,
die
Atmosphäre ist schon so marode,
dass
sich mein hergebrachter Lebensraum
nach oben in die Lichterflut verzieht.
Ich
wage mich auf neueres Gebiet.
Nur
Sauerstoff hielt mich bisher im Zaum.
Doch bald, wenn ich mutiere, mit der Zeit,
erobere
ich wasserloses Land,
ernähr
mich von Silicium im Sand
und
kacke dann in tausend Fahrenheit.
Ich brauch zum Leben nur ein bisschen Gas,
mein
Dasein spielt sich ab in einer Zelle.
Seit
Anbeginn bazill ich auf der Stelle,
doch
bald liegt mir die ganze Welt zum Fraß ...
*
Januar
2018
Gladd
Wenn s gladd isch em Wendr
do haut s oin
gladd om
mit gladde hondrd Sacha
wenn mr graad amol
net gladd laufd
Vor allem
wenn de äbbes glaada hosch
*
Mai 2017
Ein Prediger vom Himalaya
sang
einmal ein Heiapopeia
dem
Papste zum Gruss.
Nun
muss er zur Buß'
ein
Weihnachtslied jodeln. Auweia.
*
Wir
rasten, wenn uns mal die Kräfte verbrannten.
Wir
tasten uns fingernd voran am Bekannten,
und
hasten als Schnecke in mäßig rasanten
Schritten
ins Neue hinein.
Wir
bannten das Feuer des Blitzes in Hüllen,
ernannten
das Eden zum Loch. Wir vermüllen
zu
Schanden der Schöpfung
das
eigene Sein.
...
John Lennons Gebiss
John
Lennon liebte Rock 'n Roll.
Er
revoltierte laut und leis',
denn
damals war das geil und toll.
Dass
er früh starb, war echter Scheiß!
Er
sang sich in so manchem Stück
Erinnerungen
aus dem Schlund:
Von
seinem Affen, seinem Glück,
(er
hatte leider keinen Hund),
von
Mama, Yoko und vom Geld.
Er
schrie, die Welt sei ein Beschiss,
(als
Hund hätt' er wohl laut gebellt).
Er
war zu jung für ein Gebiss!
...
Schbaara
Bekannt
fürs schottahafte Schbaara
solled
mir em Süüda sae.
Na
klar, den Schottr en de Schbaarschtrempf
schaufled
mir ao grad so nae !
Von
oosra Goscha schbaared mir
ons
alle scheene Sacha ab,
ond
bloß dr Geiz hoggt ons em Meggl,
des
sei halt d Woohret, kurz ond knapp ...
Ond
doodrwäga saged andre
-
sodde, wo Vrschwendr send -
s
Geld gheert glei zom Fäaschtr naus!
Ob
dia koine Sogga hend ?
*
April
2015
Alte
Geister
Wo kommen wir denn hin mit alten Lehren,
wenn
sie uns überholte Dogmen liefern,
gekreidet,
fast verblasst, auf grauen Schiefern
und
eingeschlagen, steinern, in den Mären?
Ist Gegenwart gepolt zum Wiederkehren,
sind
alte Geister, welche nach mir riefen,
die
selben, die in meinem Gestern schliefen,
um
ewig sich als Meme zu vermehren?
Erinnerungen sind die alten Lieder.
Auch
heute sind sie nie innovativ.
Sie
kommen immer gleichgesinnt und bieder,
verbreiten sich zwar dumm, doch kreativ.
Sie
drücken alle EigenSinne nieder.
Wie
Viren auf dem Marsch ins Kollektiv.
*
Wer
noochdenkt, hot dr Noochtoil
Wenn mr manchem sagt,
machs
doch
wie
du denksch,
ka's
sei
er
macht's au genau so:
Gar
net!
*
Hobbywengrtr
Gelblich
send fascht alle Blättla,
viele
ao scho donklgrao.
Hängad
do ganz lommelich
an
meim Gartazao.
Letscht
Johr han i mir jo denkt:
Selbr
isch dr Ma!
Bau
mir quasi so mit lenks
mir
mein Rotwei selbr a.
Leidr
isch do draus negs worda.
Zwar
han i die Rebschtöck pflanzt,
abr
andre Komponenta
send
wohl aus dr Reihe tanzt!
Traube
hend se ao net traga;
irgendebbes
war net recht.
So
an Haufa Hoffnong ghet.
Manchmol
macht mr alles schlecht!
Nägscht
Johr pflanz i Ookraut nei,
weil,
no isch mirs zemlich wurscht,
wenn
s vorreckt ond welkig wird.
Wei
löscht eh ganz schlecht dr Durscht …
*
Letzter
Tag beim Nussbaum (Scheidungskind)
Sonnenlaub beglitzert meinen feuchten Augenblick.
Schattenfleckchen spielen dir im schläfrigen Gesicht.
Grüne Kugeln fallen manchmal rund und reiflich dick
auf die harte Erde, so dass ihre Schale bricht.
Sommerbrisen führen schon den kalten Hauch mit sich.
Vogelscharen formen sich zu Schwärmen just im Flug.
Kleine, kalte Hände schlingen sich vertraut um mich;
halte dich im Arm, wie ich dich sommerlang so trug.
Manche Vögel ziehen jedes Jahr von Ort zu Ort.
Herbstlich kleine Böen rauschen schüttelnd durchs Geäst.
Einmal, diesen Tag noch bist du hier in meinem Hort.
Morgen ziehst du wieder heim ins and`re warme Nest.
Sonnenlaub beglitzert meinen feuchten Augenblick.
Schattenfleckchen spielen dir im schläfrigen Gesicht.
Grüne Kugeln fallen manchmal rund und reiflich dick
auf die harte Erde, so dass ihre Schale bricht.
Sommerbrisen führen schon den kalten Hauch mit sich.
Vogelscharen formen sich zu Schwärmen just im Flug.
Kleine, kalte Hände schlingen sich vertraut um mich;
halte dich im Arm, wie ich dich sommerlang so trug.
Manche Vögel ziehen jedes Jahr von Ort zu Ort.
Herbstlich kleine Böen rauschen schüttelnd durchs Geäst.
Einmal, diesen Tag noch bist du hier in meinem Hort.
Morgen ziehst du wieder heim ins and`re warme Nest.
*
Uff
m Fenschtrbrett
Am Fenschtr, uff m Fenschtrbrett
do schtoht a uralts Bild von dir.
Dr Schtaub liegt scho wie Fliedrsaama,
gräulich uff m Bildrrahma.
fascht wie Asche, denk i mir,
i woiß, des isch net wirklich nett.
Die Schliera an dr Fenschtrscheiba
könntet mol an Wisch vrtrage,
Muckaschiss send echt von Dauer.
Lang ischs her mit meiner Trauer;
heut ka i mir lockr saga:
Alles derf, doch muaß net bleiba!
Ond so isch dia Zeit fascht vorbei.
Dei Bild schtoht do, weils mi net schtört.
I guck do meischtens drüber weg,
vorbei am alte Muckadreck;
ond außer, dass mol abgwischt ghört,
muss do negs groß vrändrt sei!
Am Fenschtr, uff m Fenschtrbrett
do schtoht a uralts Bild von dir.
Dr Schtaub liegt scho wie Fliedrsaama,
gräulich uff m Bildrrahma.
fascht wie Asche, denk i mir,
i woiß, des isch net wirklich nett.
Die Schliera an dr Fenschtrscheiba
könntet mol an Wisch vrtrage,
Muckaschiss send echt von Dauer.
Lang ischs her mit meiner Trauer;
heut ka i mir lockr saga:
Alles derf, doch muaß net bleiba!
Ond so isch dia Zeit fascht vorbei.
Dei Bild schtoht do, weils mi net schtört.
I guck do meischtens drüber weg,
vorbei am alte Muckadreck;
ond außer, dass mol abgwischt ghört,
muss do negs groß vrändrt sei!
*
Lilith
Ich liebe, ja, die Nacht, den Mond.
Erwachend flücht ich, menschenscheu,
in Sphären, wo kein Träumer wohnt.
Verbleibe so im Dunkeln treu
der Furcht, die mir den Weg verbaut
in Morpheus' Armen. Viel zu sehr
durchleuchtet mich mein Schlaf. Zu laut
erklingt in mir die alte Mär
von Klagenstimmen; aus der Traum.
Die Nacht ist leer im Mondenschein,
sie hält mich blind in ihrem Zaum
und lässt mich nun verbunden sein
mit Engelslust. Dann - Schritt für Schritt,
gebunden an das Silberlicht,
folg ich dem Lockruf und geh mit -
weil Lilith mir den Mond verspricht!
*
Sommerwirbel
Leicht gebaute Wirbelblätter
schrauben sich im Fall zu Boden.
Vieles trägt noch grünen Loden.
Warm und windig ist das Wetter.
Kleine, wilde Böen stürmen,
zwingen totes Laub zum Tanz.
Schaffen es jedoch nicht ganz
sie zum Haufen aufzutürmen.
Wolken ballen sich im Bausch
blähend hoch am Firmament.
Rot der Horizont verbrennt,
mittendrin im Farbenrausch.
Regentropfens Sonnenbogen:
Da liegt Güldenes an Wurzeln.
Bucheckern und Eicheln purzeln,
voll mit Sommerkraft gesogen.
Sommerwirbel
Leicht gebaute Wirbelblätter
schrauben sich im Fall zu Boden.
Vieles trägt noch grünen Loden.
Warm und windig ist das Wetter.
Kleine, wilde Böen stürmen,
zwingen totes Laub zum Tanz.
Schaffen es jedoch nicht ganz
sie zum Haufen aufzutürmen.
Wolken ballen sich im Bausch
blähend hoch am Firmament.
Rot der Horizont verbrennt,
mittendrin im Farbenrausch.
Regentropfens Sonnenbogen:
Da liegt Güldenes an Wurzeln.
Bucheckern und Eicheln purzeln,
voll mit Sommerkraft gesogen.
*
Moscht
Mischt isch, wenn s no dampft ond schtenkt.
Moscht isch
wenn mr s trotzdem trenkt.
Moscht isch Mischt
wenn d hongrig bisch,
weil r net zom Beißa isch.
Moscht wird oft mit Schprudl gmischt.
Manche trenkat so an Mischt.
Bisch net hongrig odr durschtig
willsch negs trenka odr beißa.
Isch dir alles grad so wurschtig
kasch ao uff dr Schprudl scheißa.
Kriegsch an altr Reeschr gschenkt:
Moscht ischs, wenn mr s trotzdem trenkt.
Moscht
Mischt isch, wenn s no dampft ond schtenkt.
Moscht isch
wenn mr s trotzdem trenkt.
Moscht isch Mischt
wenn d hongrig bisch,
weil r net zom Beißa isch.
Moscht wird oft mit Schprudl gmischt.
Manche trenkat so an Mischt.
Bisch net hongrig odr durschtig
willsch negs trenka odr beißa.
Isch dir alles grad so wurschtig
kasch ao uff dr Schprudl scheißa.
Kriegsch an altr Reeschr gschenkt:
Moscht ischs, wenn mr s trotzdem trenkt.
*
Die Hecken rund um Eden
Da war
permanentes Blühen,
geysirendes Glimmen,
ein Nimbus in der Nacht.
Da war die
Symphonie bis Sonnenaufgang,
Swing bis Abends spät
im Seelenyinyang.
Da waren
zarte Zweige
an unser Zweien Zaudern,
sich zu berühren im Zentrum, im Kern.
Da war
belanglose Blöße,
brachliegende Verletzlichkeit
hinter trauten Träumen.
Dann kam
flammende Furcht
vor verzehrender Verlassenheit,
kamen Antworten in Fragen.
Doch immer noch
erblühen rote Rosen
in der Hecke
rund um Eden.
*
Dreizack als Kriegsbeil
Sieh, wie selbst Wolken dem Sturm nicht entkommen im tosenden Toben.
Eisriesen weinen sich sterbend in Meere, unten wie oben.
Zehrend die Wellen, die unbarmherzig im Wallen sich brechen;
aufwühlend, niederrollend die Ufer und Strände. Es rächen
vier Elemente der Menschenwelt allerneueste Sünden.
Aufbrausend werden sich viele Gewalten entfesselt verbünden,
bis auch die letzte besänftigte Urkraft zornheilig meutert.
Sieh, wie Poseidon selbst seinen Dreizack als Kriegspfeil schon schleudert!
*
Fang's Denka a
I hock oft do ond denk mr was.
Was mir net alles eifällt do!
Do denk i mir: Was machsch denn no?
No schtand i halt mol no em Schpaß!
Schpaß han i oft, wenn i mol denk.
Denk nooch, sag i mir dann em Ernscht,
dass d' au no ebbas drbei lernscht.
Ganz ernschthaft seh i des als Gschenk,
wenn oinr so gut hocka ka,
wie i, wenn i zom Schpaß mol schtand.
Des schtoht, noi, liegt doch uff dr Hand:
Wenn d' gar nex woisch, fang 's Denka a !
*
Der Wind singt keine Antwort
Fang's Denka a
I hock oft do ond denk mr was.
Was mir net alles eifällt do!
Do denk i mir: Was machsch denn no?
No schtand i halt mol no em Schpaß!
Schpaß han i oft, wenn i mol denk.
Denk nooch, sag i mir dann em Ernscht,
dass d' au no ebbas drbei lernscht.
Ganz ernschthaft seh i des als Gschenk,
wenn oinr so gut hocka ka,
wie i, wenn i zom Schpaß mol schtand.
Des schtoht, noi, liegt doch uff dr Hand:
Wenn d' gar nex woisch, fang 's Denka a !
*
Der Wind singt keine Antwort
Die Dunkelheit verweigert mir ganz klare Sicht auf Dinge.
Mit Blick auf alle Schemen, die, ganz nah, am Flüstern sind,
ertaste ich mir einen Weg. Es tönt, als ob was singe;
ich lausche einem Klang, vielleicht erzählt es mir der Wind?
Es spricht von einer Kindheit voller Licht und Sonnenschein.
Ein Singen war so fröhlich, damals; Zuversicht klang an.
Das Nahe in der Zeit schien sonnenhell ins Herz hinein,
das Nächste war der Augenblick, ein Morgen war nie dran.
Ich höre ein Lamento, schüchtern, gar nicht weit entfernt.
Viel näher, als das Säuseln und das Rascheln überall.
Die Silhouetten in der Ferne - Einbildung, hab ich gelernt! -
doch könnten das nicht Feen sein, vielleicht, in diesem Fall?
Des Windes Stimme stockt, sie haucht nur leise, hört ganz auf.
Ein Hahn schreit schrill im Morgendämmerdunst die Nacht hinfort.
Ich tröste still mein Trauerherz und hebe es hinauf
ins Morgenrot und in den Morgen. Sind an diesem Hort
nicht auch die Elfen? höre ich von irgendwo bei mir.
Der Wind verschweigt mir wieder mal der Hymne Melodie.
Er flüstert weises Rauschen oder Rascheln, dort und hier.
Doch keine Antwort für die Seele. Faktisch niemals. Nie!
*
Gleich nach Myrrhe
Gleich nach Myrrhe
Wir haben schon den Frost vergessen.
Die toten Vögel auf dem Schnee;
und warten, beinah wie vermessen,
auf einen Herbstwind. Grüner Klee
wächst auf den Feldern, nach dem Korn.
Wenn Nebel sich bei Nacht vertäut,
sich keiner auf den Frühreif freut,
da blicken wir in Gier nach vorn.
Ersehnen uns den heißen Tee,
den Duft von Zimt, die Schlittenfahrt.
Um Tote, nicht nur hier im Schnee,
hat sich noch nie der Spaß geschart.
Vergessen werden wir die Kinder,
die starben in der Sommerdürre;
den Krieg im Frühjahr. Denn im Winter
erwarten wir den Klee. Gleich nach Myrrhe!
*
Auf dem Hochsitz
(eher ein Kindergedicht)
Ein junges Reh steht dort am Wald.
Man nennt es Kitz, es ist sehr knitz
und wohl nicht alt; da steht es halt.
Ganz still bin ich im Hohen Sitz.
Jetzt kommt ein großer roter Fuchs
mit leisem Schritt und Appetit.
Er sieht das Reh ... ohjemine
und rennt jetzt auch schon los ganz flugs!
Das kleine Kitz bleibt dann vor Schreck
- ich habs gesehn - ganz ängstlich stehn.
Ich ruf: "Renn fort von diesem Ort!"
Und plötzlich läuft es wirklich weg.
Ein roter Fuchs steht dort am Wald.
Er schaut sich um und guckt ganz dumm:
"Da war doch, he - grad noch ein Reh."
Tja, Pech gehabt. So ist das halt.
*
In der Fremde
Der Sommer kam, es flog der Jet
in schönes Wetter, wie man hofft
und lange plant. Ein kurzes Bett
mit Fleckentuch und altem Loft
ist unerhört. Man hat bezahlt.
Das Schnitzel zäh, das Bier nicht kühl,
die Milben hier, die Kinder dort,
und auch kein Umfeld wie gemalt.
Im Wasser Öl und ein Gewühl',
man hört nicht mal sein eignes Wort.
Der Jet-Leg nervt, bis abends müd,
ein Sonnenbrand hat noch gefehlt,
die Muttis alt und abends prüd',
die Körbe hab ich nicht gezählt.
Mein Geld wird knapp, mein Lächeln auch,
der Sand am Meer ist mehr ein Torf.
Und diese Leute. Wie daheim!
Das miese Essen bläht den Bauch,
auf meiner Haut wächst fieser Schorf,
und wenn ich schwimme, dann im Schleim!
Das Wetter, schön, das war ganz toll!
Zu Hause kalt, hab ich gehört.
Ansonsten krass die Schnauze voll:
Das Fremde hat mich halt gestört!
*
A Hott ond Hüh
A Hott ond Hüh
Uff dr Wies ond vor am Wald
schtandet a paar Küh.
Schreit mr laut a Hott ond Hüh,
lässt se des die meischt Zeit kalt.
*
Mittwochs
Sommrs gohts ens Freibad nei,
wentrs en dr Schnee.
Isch die Fernbedienong hee,
kennts ao grad an Mittwoch sei.
*
Bin ich verliebt
... dann bin ich wie ein Bernstein in der Sonne,
der oben schwimmt auf tiefem, blauen Meer,
ein Stückchen Licht und unsinkbar auf Dauer,
aus Güldigkeit und klipp und klar bekernt;
umgeben von den Perlenmüttern Glanz;
ein himmelhoher Hauch in Wirbelwinden,
das Lachen selbst in frohgestimmtem Herz,
und allem Gleichmut mutig gleichgesinnt.
Dann bin ich wie ein rauer Diamant,
der jeden Tag auch ungeschliffen strahlt,
der ruhen kann wie Sand in einer Muschel,
weil sich die eine Perle um ihn legt.
*